Jolanda Tschudi, eine junge Dame aus besten Zürcher Verhältnissen, wurde zur ersten Porsche-Kundin der Welt. Auch bei dem allerersten Porsche-Prototyp, der 356 Nr.1 aus dem Jahr 1948 war eine Frau die erste Kundin, Elisabeth Spielhofer. Sie verkaufte den Wagen weiter an Rosemarie Muff, die den weltlichen Genüssen anscheinend nicht abhold gewesen sein soll.
Die Marke Porsche gibt es schon seit 1931, doch das erste Fahrzeug erhielt erst am 8. Juni 1948 die Anmeldebestätigung.. Es wurde noch am selben Tag vom Schweizer Unternehmer Rupprecht von Senger gekauft, für den damals exorbitanten Preis von 7000 Franken.
Von Senger hatte sich bereits im Sommer 1947, als Ferry Porsche erstmals die Idee eines eigenen Sportwagens formuliert hatte, die Vorkaufsrechte an den ersten fünf Porsche-Sportwagen gesichert, um diese in die Schweiz zu importieren. Neben einem finanziellen Vorschuss für die Option auf 50 weitere Fahrzeuge unterstützte von Senger die Porsche-Fertigung, indem er über die Schweiz Ersatzteile, Reifen und Leichtmetallbleche organisierte. Man sagt, er habe auch Zündkerzen im Hosensack über die Grenze geschmuggelt, denn auch diese waren in den Nackriegsjahren Mangelware. Im Vorfeld des Schweizer Grand Prix am 4. Juli 1948 stellte Rupprecht von Senger seinen Porsche einigen ausgewählten Journalisten für Testfahrten zur Verfügung. Drei Tage später erschien in der «Automobil Revue» der erste Pressebericht über den «jüngsten Spross eines grossen Namens».
Es war ein ungewöhnliches Fahrzeug, diese Nummer 1. Die Basis des ersten Porsche war ein selbst gefertigter Gitterrohrrahmen aus Stahl samt Fahrwerk eines VW Käfer. Darüber wurde eine selbst entworfene Karosserie aus von Hand über Holzformen getriebenen Alublechen gestülpt. Als Antrieb diente ein Käfer-Motor mit 1,1 Liter Hubraum, der im österreichischen Gmünd von 24,5 auf etwa 35 PS «getunt» worden war. Dieses Aggregat wurde längs vor der Hinterachse eingebaut; der allererste Porsche war also ein Mittelmotorauto.
Die Liebe zu Porsche entdeckte auch der Zürcher Hotelier und Autohändler Bernhard Blank, zu dem Ferry Porsche auf Vermittlung von Rupprecht von Senger in Kontakt kam.
Blank funktionierte einen Teil seines Hotels zum Ausstellungsraum um. Im Winter 1948 wurde darin das erste gebaute Porsche 356/2 Coupé präsentiert. Damals ging man noch davon aus, dass etwa 50 bis 100 Stück des 356 gebaut werden würden. Es wurden 78’000.
Bernhard Blank war es auch, der den ersten Messeauftritt der neuen Marke organisierte, und so konnte auf dem Genfer Autosalon im März 1949 der Typ 356/2 – mit einer Karosserie von Beutler, Thun – erstmals einem internationalen Publikum vorgestellt werden. Schon bald wurde der Wagen zum Geheimtip und war vor allem bei Automobil-Liebhabern aus der Schweiz, Schweden und Österreich gefragt. Bis Ende 1949 wurden 27 Stück des handgefertigten Sportwagens verkauft.
Der erste Verkaufsabschluss des Schweizer Importeurs Blank erfolgte dann im Frühjahr 1949 mit dem ersten Porsche 356/2 Cabriolet. So wurde Jolanda Tschudi zur ersten Porsche-Kundin der Welt.
1958 wurde die Nummer 1 dann vom Porsche-Werk als Museumsstück nach Stuttgart-Zuffenhausen geholt und bildete so den Grundstein für das so grandiose Porsche-Museum.
Geschrieben von: Peter Ruch am 06.07.11 » Partner- und Mitglieder-Blogs – radical-mag.com
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